Dr. med. Uwe Günter biologische Orthopädie – Stress-Medizin – individuelle Entzündungsdiagnostik und Neuraltherapie Privatpraxis Privat- und Kassenärztliche Praxis Thera-Klinik

Hormone, Boten- bzw. Signalstoffe, Mediatoren und Neuro-Transmitter

Primäre Boten- bzw. Signalstoffe aus fixen Zellen bzw. Organsystemen beeinflussen nach (Ab)Spaltung, Freisetzung (endokrin, juxtakrin, parakrin oder autokrin), biologischer Halbwertzeit und Rezeptor-Konfiguration membranös oder intrazellulär biologische Vorgänge. Sie starten, beschleunigen, hemmen oder beenden diese. Als Transmitter bezeichnet man Boten- bzw. Signalstoffe, welche nur zwischen benachbarten Zellen (z.B. Neurotransmitter) im synaptischen Spalt oder als Chemo- bzw. Zytokine (z.B. Interleukine) zwischen flexiblen oder freien Zellen des Immun- und Bingewebssystems (extrazelluläre Matrix) im Rahmen der Grundregulation nach Heine wirken. Second messenger dagegen „arbeiten“ nur intrazellulär (z.B. cAMP, cGMP, NO, DAG, IP3, Calmodulin). [1,2,3,4]

Die bekannteste Einteilung dieser Stoffe erfolgt nach antomischen und physiologischen Grundlagen. So kennt man hypothalamische Liberine, hypophysäre Tropine, klassische glanduläre, aber auch Gewebshormone und Mediatoren aus freien Zellen. Sie beeinflussen das Wachstum, den Stoffwechsel einschl. Wasser- und Salzhaushalt, die Verdauung, den Kreislauf, die Fortpflanzung sowie Immunität und erfahren daher teilweise auch ihre Namensgebung. Eine chemische Einteilung erfolgt in Poly-Peptide, Abkömmlinge von Aminosäuren und des Sterans bzw. Steroide. Weiterhin gelingt eine Einteilung nach (trans)membranösem oder intrazellulärem Rezeptor bzw. second messenger.

biochemische Grundlagen der Poly-Peptid-Hormone

Im Rahmen der Translation werden Peptide je nach DNS-Struktur aus den Extrons nach Entfernen der Introns (Spleißen) über die transcribierende RNS aus dem Zellkern ausgeschleusst und in den Ribosomen je nach Botschaft (messenger RNS) mit Aminosäuren bestückt. Die noch inaktiven Pro- bzw. Prä-Hormone sind nun in Vesikeln bzw. Granula des endoplasmatischen Retikulums (ER) gespeichert. Je nach Gehalt an Wasserstoff- sowie Schwefel-Schwefel-Brücken erfolgt durch Chaperone wie z.B. heatschock-Proteine die Faltung in die 3D-Struktur mit unterschiedlicher Kettenanlagerung (z.B. tragende α- und aktive β-Kette). Peptidasen spalten am amino-terninalen Ende (N-Terminus) und Konvertasen am carboxy-terminalen-Ende (C-Terminus) hinter den Dipeptiden Lysin-Arginin, Lysin-Lysin, Arginin-Lysin oder Arginin-Arginin, wodurch eine Sequenz zu verschiedenen inaktiven Polypeptiden bzw. Hormonen abgespalten wird. Die weitere Hormonreifung erfolgt durch Amidisierung am C-Terminus und Verzuckerung bzw. Zyklisierung am N-Terminus u.a. im Golgi-Apparat. [1]

Hormone des Hypothalamus

Diese Liberine und Statine wie TRH (Thyreoliberin), CRH (Corticoliberin), GnRH (Gonadoliberin), GHRH (Somatoliberin), SST (Somatostatin), aber auch Vasopressin, Oxytocin, Noradrenalin, Histamin, Neuropeptid Y, Substanz P u.a. werden in unterschiedlichen Neuronen bzw. Kerngebieten gebildet, beeinflussen sich gegenseitig und zahlreiche postsynaptische Rezeptoren (nicht nur in der Hypophyse). Sie steuern das Wachstum, die Fortpflanzung und den täglichen Biorhythmus je nach Einfluss durch das limbische System, die Epiphyse u.a. Sie reagieren auf Stress-Reize aus der inneren und äußeren Umwelt.

So wird TRH z.B. durch Noradrenalin aktiviert, durch Dopamin, Endorphine und Somatostatin gehemmt und beeinflusst die Thermoregulation und den  Sympathikotonus direkt. GnRH regelt pulsativ sexuelle Reifung bzw. Pubertät, Menstruation und Klimakterium, wird durch Estrogen, GABA, Substanz P, Neuropeptid Y, Endorphin, CRH und Dopamin negativ beeinflusst. CRH ist als primärer Regulator der Stressantwort auch im limbischen System, sympathischen Zentren des Hirnstamms einschließlich locus coeruleus und Rückenmark aktiv. Es arbeitet zu 80% synchron mit Arginin-Vasopressin (AVP) zusammen, setzt ACTH, MSH, Oxytocin und Endorphine frei bzw. steuert auch die Freisetzung der Katecholamine (v.a. Noradrenalin), Acetylcholin, Serotonin sowie die durch Stress freigesetzten Mediatoren IL1β und TNFα. Es wird durch ACTH, Kortikoide und GABA gehemmt. Die Mediatoren Histamin, Neuropeptid Y und Substanz P sind für reaktive Wirkungen wie gesteigertes Hungergefühl und Muskelhypertonus verantwortlich (z.B. bei Schmerz). [1,2,3]

Hormone der Adenophyphyse bzw. Hypophysenvorderlappen (HVL)

Die bekannten releasing Hormone TSH (Thyreotropin), GH (Somatotropin), FSH, LH, CG und Prolaktin (Gonadotropine) wirken pulsativ, wobei die Biorhythmen unterschiedliche Frequenzmuster bzw. Zyklen aufweisen und dem Einfluss durch Kortex, Subkortex (limbisches System) und Hypothalamus unterliegen. POMC ist als Pro-Opio-Melano-Cortin für die Bildung von ACTH, Endorphin, MSH u.a. verantwortlich. Zellspezifische Konvertasen entscheiden über die Spezifität. [1]

ACTH (Adrenocortin oder Corticotropin)

Das von CRH und kortikoiden Hormen beeinflusste ACTH ist ein POMC-Derivat und der Effektor der hypothalamisch-pituitär-adrenalen bzw. HPA-Achse. Es stimuliert Gluco- und Mineralocorticoide, Sexualhormone einschl. Pregnenolon sowie die Phenylethanolamin-N-Methyl-Transferase (PNMT) und damit nochmals die Adrenalin-Synthese. [1] Es hat einen zirkadianen Tages-Rhythmus, wirkt nur bei intakter Nebennierenrinde (NNR) und verbraucht dort Cholesterin und Ascorbinat für die Kortikoid-Synthese. Bei Mangel atrophiert die NNR (Nebenrindeninsuffizienz) bei intakter Aldosteron-Produktion. Hier kommt es zur Hyperkaliämie und Hyponatriämie. Beim Morbus Addison und dem Mangel an Aldosteron kommt es zusätzlich zur Schwäche, Orthostase-Neigung, Tachycardie, Durchfall-Neigung, Hypoglycämie und Oligurie, was mit einem generalisierten Adaptationssyndrom (GAS) nach Selye oder Erschöpfungs- bzw. Müdigkeitssyndrom (franz.: fatigue, engl.: burn out, lat.: Mitochondriopathie) zu vergleichen ist. Die Gabe von Kortisol reicht da nicht aus, sondern muss je nach Labor durch ACTH (z.B. Synacthen(R)), Aldosteron (z.B. d-Aldosteron (R)) u.a. Sexualhormone (z.B. Progesteron, Estrogene und Testosteron) bzw. Potenzen ersetzt bzw. ergänzt und ein adrenal fatigue (s.u.) ausgeschlossen werden. Nach Riedweg sind adjuvant Komplexhomöopathika empfehlenswert. [5]

Hormone der Neurohypophyse bzw. Hypophysenhinterlappen (HHL)

ADH (Antidiurin) bzw. AVP (Arginin-Vasopressin) wird eigentlich im Hypothalamus synthetisiert, in der Hypophyse gespeichert und stimuliert über V1-Rezeptoren v.a die Gefäße der Haut und Skelettmuskulatur (in größeren Dosen), über V2-Rezeptoren in der Niere den Wasser- und Salzhaushalt sowie über V3-Rezeptoren im HVL zusammen mit CRH (s.o.) ACTH. Ein feedback (v.a. durch Angiotensin II, aber auch durch Nikotin, Alkohol und Koffein) erfolgt über zahlreiche Dehnungs- und Osmorezeptoren in Niere, Lunge und Gefäßen. [6]

Oxytocin

OXT ist ein weiteres bedeutendes Hormon, der Gegenspieler von AVP bzw. Vasopressin und wird als Empathie- oder Kuschelhormon bezeichnet. Es wird auch im Hypothalamus gebildet, im HHL gespeichert und bei der Geburt nach Eintritt der Fruchtblase in den Muttermund (nach Stimulation durch CRH aus Plazenta?), beim Stillen, bei Ejakulation und weiblichem Orgasmus? [6], durch Hautkontakt, Massage und Wärme ausgeschüttet und spielt als Neuro-Transmitter eine wichtige Rolle bei Stress, Libido und sozialer Kommunikation. [7] Unklar ist die Verteilung der Rezeptoren (es gibt die Gen-Varianten A und G) v.a. in ZNS, Herz und Nieren, welche wahrscheinlich schon unter dem Geburtsstress (verzögerte Geburt, „Wehentröpfe“ o.ä.) beeinflusst wird. V.a. bei emotionalen Störungen (u.a. Alexithymie) wird ein Gen-Polymorphismus und damit Störung in der Interaktion spezieller Neurone gesehen. Klinghardt und Zappe empfehlen bei Erkrankungen wie Autismus, ADHS, Borreliose u.a. Überlastungen durch E-Smog und Schwermetalle für beide o.g. Hormone eine langfristige Potenz/Nosoden-Therapie. [8]

Hormone des Stoffwechsels und Verdauungssystems

Neben Glukagon (fördert nach Bindung am Rezeptor über G-Protein die Gluconeogenese), Leptin (ähnelt dem Wachstumshormon und wird aus Fettzellen beim Hunger als Gegenspieler von Neuropeptid Y sezerniert), Ghrelin (fördert Wachstumshormon bei Hunger und unvollständiger Magendehnung), gastrin releasing peptide (GRP) und Gastrin (stimulieren Salzsäure), gastric inhibiting peptide (GIP) als deren Gegenspieler, Cholezystokinin (stimuliert Pankreasenzyme und Muskulatur der Gallenblase), Sekretin und pankreatisches Polypeptid (hemmen Gastrin u.a. Enzyme sowie Darmkontraktion) sowie vasoaktives intestinales Peptid (VIP) [1,2,3] ist das Insulin das bekannteste. Über dessen Störung bzw. Mangel, was zum Diabetes mellitus führt, ist ausreichend Literatur vorhanden.

Hormone des Knochen-, Nieren- und Herzkreislaufsystems

Kalzitonin bzw. Calcitonin aus den C-Zellen der Schilddrüse ist chemisch verwandt mit in ZNS gebildetem calcitonin gen related peptide bzw. CGRP (gleiches Gen bzw. Chromosom 11 bzw. mRNA), jedoch nicht zu verwechseln. Es führt zur Hemmung des Knochenabbaus durch Senkung des Kalzium-Spiegels als Gegenspieler zu Parathormon, welches in Epithelkörperchen bzw. Nebenschilddrüse produziert wird und über Kalzium-sensitive Rezeptoren (CASR) dessen Spiegel überwacht. Es steigt bei Kalzium-Mangel (und umgekehrt) und aktiviert den Einbau von Rezeptor-Aktivatoren wie RANK in Osteoblasten und damit die vermehrte Umbildung zu Osteoklasten. Weiterhin wird im proximalen Tubulus der Niere die Rückresorption von Phosphat aus dem Primärharn gehemmt, im distalen Tubulus der Niere Kalzium vermehrt rückresorbiert und die Bildung von Calcitriol, dem aktivem 1,25-OH Vitamin D3, durch 1α-Hydroxylase bzw. Cytochrom p450 27B1 (CYPB27B1) aus inaktivem 25-OH Vitamin D3 der Leber gefördert.  Das Angiotensin/Renin-System funktioniert mit eigenem konvertierendem Enzym (ACE) über Angiotensin I zu II und reguliert die Osmolarität (Salzgehalt) durch die Förderung der Aldosteron-Sekretion aus der NNR. Hier sind Leber-, Nerven- und Lungenzellen beteiligt. [1,2,3]

Aminosäure-Derivate

Melatonin

Das 5-Methoxy-N-Acetyl-Tryptamin ist als Indol-Derivat ein biogenes Amin und Neurotransmitter. Es wird in den Pinealozyten der Epiphyse bzw. Zirbeldrüse (glandula pinealis) und der Retina aus Serotonin synthetisiert. Dieses wird mit Acetyl-Coenzym A hydrolysiert und decarboxyliert, dann durch das Noradrenalin-abhängiges Schrittmacher-Enzym Aryl-Alkyl-Amin-N-Acetyl-Transferase (AANAT) acetyliert. Das Produkt N-Acetylserotonin wird dann mit S-Adenosyl-Methionin (SAM) durch den Katalysator Hydroxy-Indol-O-Methyl-Transferase (HIOMT) methyliert, was fast ausschließlich nachts passiert. Melatonin wirkt über G-Protein gekoppelte Rezeptoren (GPCR) wahrscheinlich in jeder Zellmembran [3] bei der Temperaturregulation, Durchblutungsregulation, Pubertät und Immunregulation. CD-4-Lymphozyten produzieren unter Melatonineinfluss mehr IL 4, einem immunregulierendem Interleukin der T-Helfer-zellen. Es wirkt antioxidativer als Glutathion und Tocopherole. [3,8] Schrittmacher-Zellen im Ncl. suprachiasmaticus des Hypothalamus fördern, Tageslicht sowie Katecholamine hemmen die Synthese u.a. über β-adrenerge Rezeptoren. [4] Diese größten Störungen finden sich bei Serotonin-Mangel (s.u.), Zink-Mangel, Magnesium-Mangel und Mangel an Vitamin B6, Jetlag, Schichtarbeit u.a. Störungen des Schlaf-Wach-Rhythmus (so genanntes Schichtarbeitersyndrom) sowie bei Mangel an Sonnenlicht u.a. als seasonal affective disorder (SAD) bzw. “Winterblues”. [8,9,10] Melatonin wird immer häufiger in der Schmerzmedizin in Kombination mit Procain-Infusionen erfolgreich angewendet.

Serotonin

Das 5-Hydroxy-Tryptamin (5-HT) oder Enteramin ist auch ein biogenes Amin und Neurotransmitter. Die Vorstufe 5-Hydroxy-Tryptophan (5-HTP) kommt in griffonia simplicifolia, einer afrikanischen Lianenart sowie in Walnüssen (über 300 µg/g bzw. 30mg/100g), aber auch Kochbananen, Ananas, Bananen, Kiwis, Pflaumen, Tomaten und Kakao (>1 µg/g) vor. Es ist die Vorstufe für o.g. Melatonin und wird in argent- und (entero)chromaffinen Zellen des Darms (früher APUD- heute diffuses neuroendokrines (DNES) System in Mucosa), aber auch Lunge und Milz [2] aus Tryptophan unter Beteiligung vom Schrittmacher-Enzym Tryptophan-Hydroxylase (Typ TPH1 und TPH2) und der aromatischen L-Amino-Decarboxylase zu 1-10% gebildet. Parallel entstehen andere Proteine und Kynurenine. Als Zwischenprodukt der Serotonin-Synthese entsteht die nicht-proteinogene Aminosäure 5-Hydroxy-Tryptophan (5-HTP), welche decarboxyliert wird. Da die Darmwand nur für 1% des oral aufgenommenen Tryptophans und ca. 70% des 5-HTP durchlässig ist, wird im ZNS auch Serotonin synthetisiert (in serotoninergen Zellen von Hypothalamus, Mittelhirn sowie Raphé-Kern). [1,2,3,10]

Neben der Melatonin-Produktion wirkt Serotonin über 14 verschiedene serotonerge Rezeptoren in 7 Gruppen (5-HT1 bis 7), wobei nur 5-HT3 ein Ionenkanal und alle anderen G-Protein-gekoppelte-Rezeptoren (GPCR) sind (5-HT1 cAMP-Modulation, 5-HT2 Inositol-Phosphat (IP) und DAG, 5-HT47 cAMP-Anstieg). Es regelt den Tonus der Gefäße (in Lunge, Niere bzw. über glatte Muskulatur eher verengend,  sonst Skelettmuskulatur eher erweiternd) und des Gastro-Intestinal-Traktes (hier Speicher von 90% v.a. in Thrombozyten und Mastzellen) mit Förderung der Peristaltik, aber auch über direkte Reizung des Vagus Übelkeit und Erbrechen. Als Neuro-Transmitter im ZNS und absteigendem Hemmsystem wirkt Serotonin antidepressiv, beruhigend, appetitzügelnd und schlafregulierend, aber auch dysregulativ bei Schmerz (erzeugt Schmerz bei Freisetzung am verletzten Nerv). Je nach o.g. Rezeptor-Typ bzw. zellulärer Verteilung, individueller Freisetzung, Transport, Rezeptorbindung, Abbau und Reaktion, also verschiedene Signaltransduktionswege sind klinisch verschiedene Reaktionen an der glatten Muskulatur (durch BezoldJarisch-Reflex) sowie Nerven bekannt.

Ein Überschuss entsteht durch durch Medikamente wie MAO-Hemmer und Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (SSRI) und neuroendokrine Tumore wie Karzinoid (vegetative Symptome wie Flush, Migräne, neurologische Symptome wie Unruhe, Angst, Halluzinationen, Anfälle sowie muskuläre Symptome wie Tremor, Krämpfe und gesteigerte Reflexe in der Literatur beschrieben).

Ein Defizit durch Mangel an Tryptophan sowie verstärkten Abbau durch Indolamin-2,3-dioxygenase (IDO) aufgrund von TNFα, IL 1, 6 sowie INFy bei akuten, chronisch und latenten Infektionen (silent inflammation [11]) mit vermehrter Bildung neurotoxischer Kynurenine [10,12] kann teilweise die Symptome des Defizit-, Müdigkeits-, Erschöpfungs- bzw. Chronic Fatigue Syndrom (CFS) (s.o.), Appetitsstörungen, Aufmerksamkeits-Defizit-(Hyperaktivitäts)-Syndromen, chronischem Schmerz, Fibromyalgie und Reizdarm erklären. Unklar ist seine Rolle bei der Migräne. [13]

Der Bedarf wird beim nachgewiesenen Mangel nicht mehr nur durch Tryptophan (schlechte Resorption), sondern als 5-Hydroxy-Tryptophan (5-HTP) gedeckt (man sollte neben den o.g. natürlichen Quellen orthomolekular arbeiten). [10] Bei Resistenz sollt man die Aktivität der IDO sowie das Tryptophan bestimmen, den Grund einer latenten Entzündung (Herz-Kreislauf- und Stoffwechsel-Erkrankungen, Intoleranzen, Herde u.a. Infektionen), suchen und an Vitamin-, Kortisol-, ACTH- und Melatonin-Mangel denken. [8,9,10,12,13]. Neuste Erkenntnisse gehen von einer möglichen Hemmung der IDO durch Virostatika, welche auch gegen Herpes eingesetzt werden, aus. [14]

Histamin

Dopamin

Dihydroxyphenethylamin oder Hydroxytyramin ist ein Tyrosin-Derivat, Katecholamin, biogenes Amin und Neurotransmitter. Aufgrund seiner Wirkung wird auch einerseits als Prolaktostatin bzw. prolactin inhibiting hormone PIH, aber auch als „Glückshormon“ bezeichnet. Es kommt natürlich in Soja, Kürbiskernen, Erbsen, aber auch in Schweine- und Hühnerfleisch sowie Lachs vor. Es wird in Neuronen des ZNS (v.a. Hypothalamus, Substantia nigra und Tegmentum), Ganglien des Sympathikus und Nebennierenmark (Anatomie des vegetativen Nervensystems) aus L-Phenylalanin und Tyrosin synthetisiert. Diese werden durch das Schrittmacher-Enzym Tyrosin-Hydroxylase am Phenolring hydrolysiert, wodurch Dihydro-Oxy-Phenyl-Alanin (DOPA) entsteht und dann durch die Aromatische L-Aminosäure-Decarboxylase Vitamin B6-abhängig decarboxyliert. [1,2,3]

Dopamin ist einerseits Zwischenprodukt in (Nor)Adrenalinsynthese, wobei nur 10% in spezifischen Zellen der Nebenniere und des Nervensystems umgewandelt und 90% Dopamin „bleiben“, was von der Verteilung der Enzyme abhängt. [3] Verschiedene spezifische Rezeptoren erklären spezifische Wirkungen wie die Hemmung unkontrollierter Prolaktinausschüttung aus der Hypophyse, Kontrolle des extrapyramidalen System, Steuerung der Durchblutung des Viscerum und der Nieren, Einfluß auf limbisches System („Belohnung“ bzw. „Motivation“) und „Gegenspieler“ zu Serotonin zentral. Es wird über die Catechol-O-Metyl-Transferase (COMT) durch Übertragung einer Methylgruppe von S-Adenosyl-Methionin (SAM) und über die Mon-Amin-Oxidase (MAO) zu Homo-Vanilin-Mandelsäure desaminiert und ausgeschieden. [1,2,3]

Beim Mangel treten Parkinson-, Angst-, restless leg- u.a. systemische Syndrome (z.B. Multi-System-Atrophie (MSA) oder als Sonderform das ShyDrager-Syndrom?) auf. Nur DOPA kann die Blut-Hirn-Schranke überwinden und wird dort, aber auch überall zu Dopamin umgebaut und verursacht bei hoher Dosis zentrale Nebenwirkungen. Deswegen versucht man mit Decarboxylase-Hemmern, welche leider „nur“ außerhalb des ZNS wirken, MAO-Hemmern, Dopamin-Agonisten und Tyrosin je nach Blutdruck, Schlaf und Hyperaktivität zu kombinieren. [8,9]

(Nor)Adrenalin

Die in den USA als (Nor)Epinephrin bezeichneten Benzcatechine bzw. Katecholamine werden aus Dopamin durch die Dopamin- bzw. β-Hydroxylase (enthält Kupfer) zu Noradrenalin und dann weiter durch Phenylethanolamin-N-Methyl-Transferase (PNMT) mit Hilfe von SAM zu Adrenalin (s.o.) unter Hilfe von Ascorbinat (Vitamin C) gebildet. Sie werden v.a. in chromaffinen Zellen des Nebennierenmarks (NNM) gebildet und in Granula mit Hilfe von ATP und Chromagranin gespeichert. Über einen nikotinergen Acetylcholin-Reiz erfolgt die Exocytose. NA findet sich auch im Hypothalamus, Locus caeruleus, Ganglienzellen sowie in Nervenenden bzw. Varikositäten der Nerven(enden) des gesamten Sympathikus, weswegen ohne Nebenniere noch genug Noradrenalin zur Verfügung steht. Es wirkt auch an glatter Muskulatur. Adrenalin ist jedoch kataboler und der Effektor der sympathiko-medullären bzw. SMA-Achse. [1,2,3]

Die Wirkung beider Amine erklärt sich über die bekannten Rezeptortypen α und β, wobei die Subtypen und die Verteilung über Organspezifität entscheiden. So erfolgt über α1A,B,D,L-Rezeptoren die Wirkung an Gefäßen (Konstriktion), im UGT einschl. Prostata, an Leber, ZNS und Herz (hier auch β1 und 2) durch Kopplung an G-Proteine und somit Transduktion über Phospholipase C, IP und DAG. Weiterhin gibt es α2A,B,C-Rezeptoren im peripheren Nervensystem, am Auge α2 (hier auch β) sowie an glatten Muskelzellen, Thrombocyten und B-Zellen des Pankreas mit der Modulation des cAMP. Schließlich finden sich β1,2,3,4-Rezeptoren in Gefäßen (Vasodilatation) sowie in Bronchien (β2), Niere, Inselzellen, Skelettmuskeln und Fett (β3) und dem Anstieg des cAMP. [1,2,3]

Sehr selten kommt ein Phäochromozytom bei Tumoren des NNM mit Angst, Kopfschmerz, Brechreiz, Hyperhidrose, Herzrhythmusstörungen, Tremor und Hypertonus vor. Ohne NNM kommt es zu o.g. System-Atrophie Shy-Drager, familiärer Dysautonomie Riley-Day oder dem Lech-Nyhan-Syndrom. Wie beim chronischen „Addison“ erinnert auch der chronische bzw. latente Hypoadrenergiker durch dessen Symptome an erschöpfte oder Patienten ohne „Abwehr“ bzw. ohne funktionierende Stress-Achsen, welche ein generalisiertes Adapatationssyndrom nach Selye hinter sich und nun ein fatigue oder burn out Syndrom bzw. Mitochondriopathie vor sich haben. Das als adrenal fatigue bezeichnete Phänomen findet sich Patienten mit den „Addison“-Symptomen (Schwäche, niedriger Blutdruck (Hypotonie bzw. Orthostase-Neigung), Durchfall-Neigung, Hypoglycämie und Oligurie) auch Bradycardie, erniedrigte Körpertemperatur (nur wenn die Stress-Achse zur Schilddrüse ausfällt, s.u.), Libido, Müdigkeit, Erschöpfung, Motivationsabfall, Konzentrations- und Gedächtnisstörungen, Depressionen, schließlich Stresstoleranz, Frieren, Zittern, Angst, Panik, welche nach Urlaub, Hinlegen, Kaffee, energy drinks, salzigem Essen Besserung verspüren. [1,2,3,8,9]

Tri-Jod-Thyronin (T3) und Thyroxin (T4)

Die Bildung richtet sich zunächst nach dem Gehalt von Jodid, welches v.a. in der Schilddrüse aufgenommen und gespeichert wird. Die nicht-essentielle Aminosäure Tyrosin, welche auch aus Phenyl-Alanin gebildet werden kann, wird an Thyreoglobulin gebunden. Jodid wird durch die Thyroperoxidase (TPO) an den Ring des Thyrosyl-Restes gebunden, wodurch erst Mono-Jod-Thyronin (T1) und dann Di-Jod-Thyronin (T2) entsteht.  Durch die Übertragung des aromatischen Ringes und Abspaltung von Alanin entsteht dann Thyroxin (T4), was indirekt auch von den Kofaktoren Zink, Vitamin B2, B3, B6, C und E sowie zahlreichen anderen Antioxidantien (u.a. Glutathion) abhängig ist. Erst durch das schilddrüsen-stimulierende Hormon (TSH) wird T4 frei und kann mit Hilfe von Transportproteinen (z.B. MCT8) sezerniert werden (was wiederum der Hypothalamus mit dem thyreotropin-releasing hormon (TRH) und Somatostatin reguliert). Hier wirken über G-Protein gekoppelte Rezeptoren zahlreiche adrenerge Einflüsse wie Kälte, Hunger und Schmerz (über Leptin und Neuropeptid Y), aber auch dopaminerge Einflüsse und Entzündungsmediatoren wie TNFα, IL6 und IFNγ. T4 wird nun durch die Selen-abhängige Deiodase zu Tri-Jod-Thyronin (T3) intra- und zu 80% extrathyreoidal umgebaut, wobei mehrere Iso-Enzyme (3 Iso-Formen in unterschiedlichen Organsystemen sehr variabel auf dem X-Chromosom gencodiert) aktiviert sind, in der Leber produziert werden und direkt testosteronabhängig sind. Sie schwanken durch Pubertät, Schwangerschaft und Klimakterium. [1,2,3]

Freies T3 (Halbwertzeit nur 19h) und T4 (Halbwertzeit 190h) stimulieren u.a. Wachstum, Reifung bzw. Entwicklung, körperliche und geistige Leistungsfähigkeit einschl. Herz und Nervensystem, Stoffwechsel, Wärmehaushalt und damit Energie- und Grundumsatz über einen intrazellulären Rezeptor und werden mit Hilfe von thyroxin-bindendem Globulin (TBG), Albumin, Lipoprotein und Transthyretin zu jeder Zelle transportiert. Es liegt 10 x mehr T4 im Blut vor, T3-Rezeptoren sind jedoch 10x mal affinitiver. Das reverse T3 (rT3) entsteht bei anderen Stressformen wie Hunger, Infektionen, Trauma, Hepato- und Nephropathien und hemmt als Isomer kompetitiv den Rezeptor. Es kann auch zum so genannten low-T3-Syndrom mit erhöhtem Gehalt an inaktivem rT3 kommen. Im Serum sind TSH, freies Tri-Jod-Thyronin (fT3) und an Eiweiße-gebundenes Tri-Jod-Thyronin (T3), fT4 und T4 und deren Verhältnis bzw. Quotient (Norm: 1:10) sowie rT3 messbar. Einen Hinweis für eine Dysbalance soll auch der so genannte Achillessehnenreflex (eigentlich M. tricpes surae Reflex) geben, er ist abgeschwächt bei Hypothyreose und umgedreht (Norm 200-230msec). Auch der Gehalt des Serum-Cholesterin gibt einen Hinweis für den Grundumsatz (es ist erhöht bei Hypothyreose und umgekehrt). [1,2,3,12]

Eine (sub)klinische kombinierte oder isolierte Hyperthyreosis T3 und/oder T4 liegt bei den Symptomen der Merseburger Trias nach Basedow (neben Struma und Exophthalmos ist das die typische Tachykardie), aber auch anderen Symptomen wie muskulärer Hypertonus, Übererregbarkeit bis Tremor, Untergewicht bis kachektisches Syndrom, Osteopenie bzw. –porose, feuchte gerötete Haut, vermehrtes Schwitzen bzw. erhöhte morgendliche axilläre Temperatur nach Barnes (Norm 36,4-36,8°C) vor. Neben der Strumektomie, Radiatio, Jod-Gabe und bekannten Feedback-Therapie durch potenzierte Thyronin/Thyroxin-Gabe kann eine Besserung durch Neuraltherapie, Lithium (als Orotat niedrig dosiert), Wolfstrappkraut (Lycopus), Kermesbeere (Phytolacca), Singen, Yoga, Meditieren u.ä. Entspannungsmethoden bei Beachtung der erschöpften Stress-Achsen (SMA und HPA) bzw. des generalisierten Adaptationssyndroms (GAS) nach Selye erwartet werden. [4,9]

Eine (sub)klinische kombinierte oder isolierte Hypothyreosis T3 und/oder T4 liegt bei den Symptomen einer Thyreoidits nach Hashimoto oder autoimmun thyroidiseases (AITD) durch Schwangerschaft, Störungen der Hypophyse (Hypopituitarismus), E-Smog, Jod-Mangel, Selen-Mangel (vgl. Kaschin-Beck-Krankheit), Medikamente wie Beta-Blocker, Statine, Halogene wie Fluor, Chlor und Brom, Schwermetalle u.a. Toxine (Bradykardie, muskuläre Hypotonie, Schwäche bzw. Schmerz, endokrine Myopathie, Karpaltunnelsyndrom, Schulter-Arm-Syndrome u.ä. „orthopädische Schmerzen“, metabolisches Syndrom,  Lip-, Lymph- und Myxödem, trockene blasse Haut bzw. Sicca-Syndrome, Brüchigkeit von Haar und Nägeln, Obstipation, Müdigkeit, fatigue und burn out sowie Frieren bzw. erniedrigte morgendliche axilläre Temperatur (links!) nach Barnes (Norm 36,4-36,8°C) vor. Hier gilt es, nicht zu operieren, zu bestrahlen und T4, sondern Selen (und selenhaltige Pflanzen wie Paranüsse und Knoblauch) und eine ausgewogene Kombination aus T3 und T4 zu geben bzw. die Ursachen zu beseitigen, welche das Immunsystem schwächen. [4,9]

Literatur

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