Unfall während Ausübung einer sportlichen Tätigkeit
Häufigkeit
nach Steinbrück (1992) Fußball 36,9%, Skisport 9,5%, Handball 7,9%, Volleyball 5,6% und Leichtathletik 5,5% zwischen 20. und 30. LJ (41%), zunehmend Trendsportarten (BMX-Radsport, Skatbord, Inline-skating etc.) aber auch Breitensport (Reitsport, Skilauf, Tischtennis, Tennis, Squash, Badminton bzw. Federball etc.) mit ansteigender Zahl der Knie- und Sprunggelenkverletzungen (Ski und Ballsport)
nach Böhmer (1992) beim Training 25% und Wettkampf 75%
nach Kurz und Höllwarth (2003) bei Kindern meist beim Reiten, Eislaufen, Rodeln, Radfahren, Judo, Schisport, Turnen, Wassersport, Inlineskaten…
Verrenkung durch untrainierte Belastung bzw. Bewegung, unkoordinierte „Aktion“ bzw. „Ablenkung“
Überlastung („Muskelkater“), over use bzw. Mikrotrauma
Pathogenese
„Muskelkater“ bzw. Mikrotrauma/-läsion
Prellung (Kontusion) einer Region (so gennates Weichteiltrauma, „Beule“, Schwellung, Bluterguss (Hämatom), Knochenhautschmerz, Sehnenansatzschmerz u.ä.)
Prellung (Kontusion) oder Zerrung (Distension) eines Muskels (ggf. mit Blutung (Hämatom) Grad 1-5 nach Müller-Wohlfahrt)
Verrenkung (Distorsion) eines Gelenkes bzw. Zerrung (Distension) eines Kapsel-Band-Apparat bis zum An-, Teil- oder Durchriß (Ruptur) als meist knöcherner Bandausriss bzw. Abrißfraktur der Wachstumsfuge (Apophyse)
Zerrung (Distension) einer Sehne bis zum An-, Teil- oder Durchriß (Ruptur) als meist knöcherner Sehnenausriss bzw. Abrißfraktur der Wachstumsfuge (Apophyse)
Ausrenkung (Luxation) eines Gelenkes bzw. Bruch des gelenknahen Knochens (Fraktur) als oft inkomplette Fraktur („Grünholzfraktur“)
wenig offene bzw. Haut-Wunden und Schädel-Hirn-Trauma, die nicht zu unterschätzen sind
Lokalisation
Kopf 1,5 %
Rumpf 2,1%
WS 4,7%
obere Extremität 22,8% (Schulter 21,8%, EB 9,2% und Hand)
untere Extremität 68,9%
Differentialdiagnostik
(Insertions)Tendopathie, pathologische bzw. Ermüdungsfraktur durch Überlastung, rezidivierende bzw. Mikrotraumata (z.B. Achillessehnen-, Bicepssehnen-, Grazilissehnen-, Patellasehnen-, Quadricepssehnen- oder Suprassehnen-Syndrom, Ballerina-Zehe, Läufer-Fuß, Fußballer-Leiste, Golfer-, Werfer- oder Tennis-Ellenbogen, Springer-Knie, Sprinter-Schenkel, Schienbeinkanten- oder Komparmentsyndrom)
immer PECH-Schema nach Böhmer (Pause, Eis, Compression, Hochlagern) bzw. PRICES-Schema (protection bzw. Schutz, rest bzw. Ruhe, ice bzw. Kühlung, compression bzw. Kompression, elevation bzw. Belasten und support bzw. Rehabilitation)
Kühlung sofort! aber nur in den ersten Minuten (bei Distorsion und Distension ca. 15 – 20 min.)
Sportkarrens
lokale, naturkundliche und homöopatische Massnahmen je nach Erfahrung und Kontakt zu medizinischem Personal
Verbände jeglicher Art, aber nur max. 6h kühlend
Arztkontakt je nach Unfallmechanismus, 1. Hilfe-Notwendigkeit, Symptomen und „Verlauf“ sofort bzw. spätestens bei „Nichtbesserung“ oder Verschlechterung von Blutung, Bewußtsein, Ansprechbarkeit, adäquaten Reaktionen, Erbrechen, Übelkeit, Schwindel, Lähmung, Schwellung und Schmerz trotz Schmerzmittelgabe, welche IMMER erlaubt ist!
operativ
selten durch spezielle Ambulanzen und Kliniken (so genannte Unfallkrankenhäuser)
Literatur
Bittmann F (1998) Unfälle im Sport. Brandenburgisches Ärztebl. 8: 297-301
Krämer KL, Stock M, Winter M (1993) Klinikleitfaden Orthopädie. 2. erw. Aufl. Jungjohann, Neckarsulm 175-94
Kurz R, Höllwarth ME (2003) Unfälle. In Lentze MJ, Schaub J, Schulte FJ, Spranger J (Hrsg.) Pädiatrie. 2. überarb. und erw. Aufl. Springer, Berlin Heidelberg New York Hongkong London Mailand Paris Tokio 168-74
Mellerowicz H, Matussek J, Wilke S, Leier T, Asamoah V (2000) Sportverletzungen und Sportschäden im Kindes- und Jugendalter. Dt. Zeitschrift Sportmed. 51/3: 78-84
Steinbrück K, Cotta H (1983) Epidemiologie von Sportverletzungen. Dt. Zeitschrift Sportmed. 6: 173-86